Springe direkt zu:

Ortsteil Kladow in der Stadt Crivitz

Die Kladower Kirche © Norbert Wolfram
Die Kladower Kirche

Keine 100 Meter oberhalb des reizvollen Warnowtals befindet sich die kleine Dorfkirche von Kladow. Sie wird vom Friedhof umgeben. Der Ort liegt rund 22 km östlich von Schwerin; von Crivitz aus sind es 6 km in nordwestliche Richtung.

Kladow begeht 2017 sein 700-jähriges Bestehen.
Im Ort leben und lebten immer rund 100 Menschen. Nur nach 1945 waren es durch Flüchtlinge und Vertriebene für einige Zeit wesentlich mehr Leute. Im Gegensatz zu früher gibt es heute deutlich mehr Wohnhäuser. Die Arbeitsorte liegen heutzutage alle außerhalb (z.B. in Schwerin). Direkt in Kladow arbeitet fast keiner mehr. Aber es lebt sich hier gut in der schönen abwechslungsreichen Landschaft, die geprägt ist von Wäldern, Feldern (ohne Windräder), der Warnow und abseits des großen Autoverkehrs, aber nicht zu weit weg von Schwerin.

Kladow wurde am 26.07.1317 erstmalig erwähnt. Im Mecklenburgischen Urkundenbuch, 6.Band 1313 bis 1321, von 1870 steht: “Sternberg, 26. Juli 1317: Heinrich Fürst von Mecklenburg, belehnt die von Crivitz (Nikolaus und Alardus) mit dem Kirchspiele Kladow und den Mühlen in demselben, dem Hofe Kritzow und dem Dorfe Vithusen“.
Über Jahrhunderte (bis 1945) gehörte Kladow verschiedensten Rittergutsbesitzern. Diese hatten das Patronat für die Kirche inne. Waren es bis Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend adlige Gutsbesitzer (u. a. Gebrüder von Crivitz, von Bülow, von Plessen, von Pentz, von Schack, von Wendland, von Buchwald) kauften ab 1850 gutbetuchte Bürgerliche das Gut. Hier kennen wir Namen wie Ditmar, Erbrecht, der Schweriner Kaufmann Joh. Uhle, Schröder, Schack, Wendhausen, Sparkassendirektor Voß aus Verden, Landwirt Hillmann und zuletzt Margarinefabrikant Walter Rau. Die Sandböden des Gutes brachten nur geringe Erträge, deshalb war es schwierig rentabel zu wirtschaften. So gingen viele Besitzer Pleite und mussten verkaufen.
Hauptgut und Sitz des Ritters im Kirchspiel Kladow war nach 1317 für rund 300 Jahre Kritzow. Alle übrigen Ortschaften waren Pertinenzen (Nebengüter) von Kritzow. Dies waren z. B. Kladow, Vorbeck, Samelow und Weberin. Die Pertinenzen wurden im Laufe der Jahrhunderte selbstständig gemacht und abverkauft. Aber auch neue Orte wurden begründet. Das Dorf Kladow wurde 1649 verkauft. Aus diesem wurde ca. 1670 das Gut Rehagen gebildet, das (ab 1792 Augustenhof genannt und von Kladow getrennt wurde. 1792 (?) wurde Kladow zum Hauptgut gemacht (Schäferei Rehagen gehörte noch zu Kladow). 1821 wurde das Gut Basthorst aus Teilen von Samelow und Schäferei Rehagen gegründet. Die Pertinenz Rönkenhof wurde 1815 Hauptgut, gehörte aber immer dem jeweiligen Besitzer von Kladow. Erst wenn ein selbstständiges Gut entstand, wurde i.d.R. auch erst ein Gutshaus gebaut. Bis dahin waren es Dörfer in denen Bauern lebten, die die Felder bewirtschafteten. Die Gutsflächen von Kladow und Rönkenhof waren zusammen 557 ha groß. Davon waren 285 ha Acker und Wiesen, 23 ha Weiden, 226 ha Wald und 23 ha Unland (Stand: 1910). Basthorst umfasste 758 ha, Augustenhof 201 ha und Kritzow 705 ha.

Seit dem 01.01.2003 gehört der Ortsteil Kladow verwaltungstechnisch zur Stadt Crivitz. Bis dahin zur Gemeinde Gädebehn.

Kladow war über Jahrhunderte ein eigenständiges Kirchspiel und hielt sich bis 1911. Nach Kladow waren die Orte Augustenhof, Basthorst, Rönkenhof, Samelow, Kölpin und Weberin eingepfarrt. Dann gab es Zusammenlegungen mit Holzendorf bzw. Mitverwaltung von Pinnow aus. 1947 kam das Kirchspiel Kladow endgültig zur Kirchgemeinde Crivitz. Das ist bis heute so geblieben. Kurios war es übrigens mit den kirchlichen Hierarchien hinsichtlich des „Grenzflusses“ Warnow. Kladow (ritterschaftlich) grenzt nördlich und Gädebehn (Domäne des Großherzogs) direkt südlich an der Warnow. Die Gädebehner wollten früher gerne zum Gottesdienst nach Kladow gehen, weil es nur 300 m waren. Sie waren aber nach Crivitz eingepfarrt und mussten 6 km laufen oder fahren. Das Gleiche galt für Nutzung des Friedhofs. Änderung gab es erst nach 1947.

Das kirchliche Leben in unserer Dorfkirche ist den heutigen Verhältnissen angepasst. So gibt es jeden 1. und 3. Sonntag im Monat eine Abhol-Andacht. Wer will fährt dann nach der Andacht mit zum Gottesdienst nach Crivitz. Eigene Gottesdienste gibt es nur noch zu Karfreitag, Christi Himmelfahrt, Erntedank und Heiligabend. Außerdem (seit 2 Jahren) eine Andacht zum Totensonntag auf dem Friedhof mit dem Posaunenchor. Heiligabend ist unsere Kirche –wie wohl jede andere auch– brechend voll. Christi Himmelfahrt kommt die gesamte Kirchengemeinde (Crivitz mit Barnin und Kladow) nach Kladow zum Gottesdienst. Anschließend gibt es beim Brunch leckere mitgebrachte Sachen zu essen und zu trinken und es wird gegrillt. Unser Förderkreis KIRCHE KLADOW organisiert seit 3 Jahren außerdem einen kleinen Floh- und Pflanzenmarkt, der sehr beliebt ist. Gelegentlich wird die Kirche auch für Hochzeiten genutzt. In unserer Kirche ist Platz für ca. 90 Personen. An jedem letzten Mittwoch im Monat findet um 15 Uhr ein Gemeindenachmittag im alten Pfarrhaus statt.

Im Jahre 1780 erfolgte ein Umbau der mittelalterlichen Vorgängerkirche im klassizistischen Stil, so wie wir die Kirche heute vorfinden. Das Kirchenschiff –aus Backsteinen– wurde verputzt und sah dadurch wie eine neue Kirche aus. Im Inneren finden wir einen ungeteilten Raum, mit geradem Ostschluss und flacher Holzdecke vor. 1905 wurde der Kircheninnen-raum grundlegend neugestaltet und eingerichtet: Wände und Holzdecke sind erstmalig mit Ornamenten und floralen Motiven ausgemalt worden. Das Gestühl für die Gemeinde und der rechte Teil des Patronatsgestühls (gestiftet vom damaligen Gutsbesitzer Dr. Tust, aus Basthorst) wurden komplett erneuert. Der Schweriner Kunstglaser R. C. Königsberg setzte 8 neue Bleiglasfenster –davon 6 mit runden Bildern christlicher Symbole (Taube, Kornähren, Anker, Kelch, Kreuz u. Weinstock) – ein. Die alten auf dem Fußboden liegenden Rotsteine (Backstein) wurden mit blau-schwarzen und gelblichen Fliesen überdeckt. Aus älterer Zeit (17. Jh.) blieben noch der Pastoren- und Beichtstuhl (links und rechts von Altar), sowie der linke Teil des Patronatsgestühls erhalten. Inschrift im Pastorenstuhl: „H. Paulus Agricola 1676“. Der hölzerne Kanzelaltar sowie die Altarschranken sind wahrscheinlich um 1780 gebaut. Auf dem Altar steht ein kleines und einfaches Gemälde mit der Darstellung der Einsetzung des Abendmahls und oberhalb der Kanzel ist auf dem Holz die Auferstehung gemalt. In der Kirche hängt außerdem ein großes Gemälde. Dargestellt wird die Anbetung durch die Hirten. Der (unbekannte) Maler soll bei Rubens gelernt haben. Unsere Kirche hat Ofenheizung! Nach der Wende wurde ein alter Eisenofen durch einen Bullerjan-Ofen ersetzt. Im Vergleich zu Crivitz und Barnin ist es bei uns zum Adventssingen und zu Heiligabend angenehm warm in der Kirche. Der Schornstein endet in einem sehr schön gestalteten Dachreiter am östlichen Ende des Kirchendachs.
1864 erhielt unsere Dorfkirche erstmals eine Orgel, die bis heute erhalten und spielbar ist. Sie wurde geschaffen vom Thüringer Orgelbauer Friedrich Wilhelm Winzer. Dieser war seit 1841 in Wismar ansässig und erarbeitete sich innerhalb kurzer Zeit einen guten Ruf im Mecklenburgischen, trotz Konkurrenz von Johann Heinrich Runge, Hagenow und Friese III, Schwerin. In 33 Jahren Tätigkeit schuf er mindestens 36 neue Orgeln und baute 15 Ältere um. Von den 36 Orgel-Neubauten, die F. W. Winzer geschaffen hat, ist die Kladower Orgel wahrscheinlich die kleinste und einfachste die er gebaut hat.

Auf der Westseite der Kirche angebaut, befindet sich der Turm. Seine jetzige Gestalt bekam er 1859/60. Auch hier wurde wieder ein mittelalterlicher Vorgängerturm umgebaut. Mit quadratischer Grundfläche hat der Turm 2 Stockwerke, die außen verklinkert und innen verputzt sind. Der Turmhelm setzt sich von einem Viereck in ein Achteck um. Gedeckt ist er mit Schiefer. Oben auf der Spitze eine Metallkugel und ein Wetterhahn mit den Buchstaben J. U. (für Johann Uhle, Weinhändler und Kaufmann aus Schwerin, katholischer Konfession). Dieser war damals Gutsbesitzer von Kladow und Kirchenpatron. Er veranlasste den Umbau. Im 2. Stockwerk befindet sich der Glockenstuhl. Hier hängt unser ältestes Schmuckstück: die Glocke von 1488! Trotz des hohen Alters ist sie an den originalen Anschlagstellen nur wenig abgenutzt. Der Glockensachverständige C. Peter bescheinigte ihr im Jahr 2000 außerordentliche Klangschönheit, die "in sehr schöner Fülle und Ausgeglichenheit abstrahlt". Die Bronzeglocke hat einen Durchmesser von 97,3 cm und Gewicht von ca. 500 kg. Unsere historische Glocke wird immer noch von Hand geläutet. Bis 1917 gab es eine zweite, sogar etwas größere Glocke. Diese musste für Kriegszwecke abgeliefert werden.

Zuletzt fanden 1999 und 2002/03 größere Baumaßnahmen statt. 1999 musste der Turmhelm abgenommen und saniert werden. Er stand schon schief und drohte abzustürzen. Viele Holzbalken waren verfault. Für 113.000,- DM erfolgte die Instandsetzung des Turmes u.a. von Fa. Mohn, Crivitz. Ebenfalls 1999 wurde die fast 100 Jahre alte, bemalte Balkendecke restauriert: Maler Peter Rauch hat hier sein „Meisterstück“ vollbracht. Das Dach und der Putz des Kirchenschiffs wurden in 2002/03 erneuert. Rund 57.000 Euro wurden hierfür benötigt. Das Geld hierfür kam durch Verkauf (Erbbaupacht) des alten (ebenfalls maroden) Pfarrhauses zusammen.

Aktuell gibt es weiteren Sanierungsbedarf. Das Mauerwerk des Kirchenschiffs muss trockengelegt, ebenso die Verfugungen am Turm erneuert werden. Feuchteschäden am Putz innen und außen sind sichtbar und schreiten voran. Die Ausmalung der Innenwände in der Kirche sollen auch mal so schön restauriert werden wie die der Holzdecke. Es werden ca. 75.000,- Euro benötigt.
Im September 2012 haben wir den Förderkreis KIRCHE KLADOW gegründet. Die Mitglieder organisieren Veranstaltungen (Adventssingen, Vorträge, Floh- und Pflanzenmarkt) und werben Spendengelder ein. Somit versuchen wir, unseren Teil für einen möglichst baldigen Beginn der genannten Sanierungsmaßnahmen zu leisten.

Norbert Wolfram, Kladow